
Ein Rohbau in Basel wird unter Wasser gesetzt
Im aufstrebenden Stadtquartier St. Johann in Basel entsteht ein neues Kulturgebäude. Es wird zukünftig vom Naturhistorischen Museum Basel und dem Staatsarchiv Basel-Stadt gemeinsam genutzt. Marti Basel errichtet den Rohbau dieses zukunftsgerichteten Neubaus.
Das naturhistorische Museum Basel und das Staatsarchiv Basel-Stadt blicken beide auf eine lange Geschichte zurück Sie bilden gemeinsam das Gedächtnis regionaler Natur- und Kulturgeschichte. Beide Institutionen sind jedoch derzeit in sanierungsbedürftigen Altliegenschaften untergebracht, zudem wird der Platz langsam knapp. Deshalb wird am Vogesenplatz ein neues gemeinsames Kulturgebäude gebaut. An diesem neuen Standort entsteht damit ein einzigartiger Informationsspeicher, der Naturwissen und Kultur in sich vereint. Im Sommer 2021 hat das Bauprojekt gestartet, seit Frühling 2022 arbeitet Marti Basel am Rohbau.
Sommer 2022 – Beginn Rohbau mit der Bodenplatte
Seit Mai 2022 vor Ort, arbeitet Marti aktuell an der Bodenplatte des Neubaus. Als Erstes bauen sie zwischen den Hauptstreifenfundamenten rund 4'000 m³ gewaschenen Betonkies ein, eine sogenannte Grundwasser-Entlastungsfliessmassnahme. Die mit Spundwänden und Spriessrohren gegenseitig abgestützte Baugrube unterbricht nämlich den Grundwasserstrom. Auch das spätere Gebäude steht dann wie ein Riegel quer in diesem Strom. Dank dieser Massnahmen soll das Grundwasser seinen natürlichen Fluss wieder finden. Zudem erfordert die Lage der Baustelle Erschütterungsdämmungen, denn sie wird auf der einen Seite von SBB-Bahnlinien und auf der anderen Seite von Tramspuren der Basler Verkehrsbetriebe flankiert. Deshalb wird das gesamte Gebäude mit speziellen Dämmungen abgekoppelt. Damit werden die zukünftig darin gelagerten Güter optimal geschützt und die Museumsbesuchenden können diese dereinst erschütterungsarm bestaunen. Alle diese Arbeiten sind momentan durch die drei Lagen Horizontalspriessrohre erschwert, der Einsatz von grösseren Maschinen ist aufgrund des Platzmangels nicht möglich. Die Kranführer und die Mitarbeitenden in der Baugrube müssen deshalb alles sehr genau planen und zirkulieren.
Innerstädtisches Bauen ist immer eine Herausforderung – eine klassische Baugrube ist unter solch engen Platzverhältnissen einfach nicht realisierbar.
Herbst 2022 – vorgespannte Decken werden eingezogen
Die Arbeiten am 5. und 4. Untergeschoss sind fortgeschritten. Zwei der Horizontalspriesslagen sind bereits weg. Aktuell betonieren die Bauleute eine Decke des UG 4 im Trakt B. Diese Betonetappe von rund 400 m³ wird rund einen Arbeitstag in Anspruch nehmen. Die Anlieferung vom Beton ist perfekt getaktet, auf der Baustelle ist kein Platz für Zwischenlager. Diese Betonierarbeiten sind für die erfahrenen Bauarbeitenden zwar Routine, jedoch durch die letzte Lage Horizontalspriessrohre weiterhin komplex. Nach Fertigstellung der Etappe muss diese Decke anschliessend ca. 6 Tage aushärten, bevor sie die Mindestfestigkeit für die anschliessenden Vorspannarbeiten aufweist.
In der kompletten Decke werden neben dem Beton je 60 Tonnen Armierungen und ca. 1.2 km Spannkabel verbaut. Die Vorspannung ermöglicht grössere Spannweiten und höhere Nutzlasten. Dadurch müssen die jeweiligen Räume mit weniger Stützpfeilern unterbrochen werden.
Dezember 2022 – UG 5 und UG 4 werden geflutet
Der Winter hat Einzug gehalten, erste Schneeflocken schweben vom Himmel. Die Decke über dem vierten Untergeschoss ist fertiggestellt, die letzte, oberste Lage Spriessrohre ist weg. Durch zwei Zuleitungsschläuche gluckert Wasser in die beiden fertig betonierten Untergeschosse. Denn ab Mitte Dezember wird mit dem Ziehen der Spundwände die letzte Sicherung der Baugrube entfernt. Damit das Fundament dann genügend Gewicht hat, um gegen den Druck des Grundwassers anzukommen, wird es vorab mit rund 15 000 m³ Wasser geflutet. Seit vier Tagen fliesst das Wasser, aktuell steht es knapp unterhalb der Decke des fünften Untergeschosses. Innerhalb der nächsten drei Tage wird auch das vierte Untergeschoss unter Wasser stehen. Inklusive 2'500 vertikalen Stahlspriessen und 200 Baumstämmen, welche die Decke von unten stützen. Diese gewährleisten, dass darauf schwere Geräte sicher bewegt werden können, um die Spundwände rückzubauen. Im Januar 2023 nimmt Marti die Arbeiten am Rohbau wieder auf. Sobald das Gebäude genügend Eigengewicht hat, kann anschliessend das Wasser wieder abgepumpt werden. Bei tiefem Grundwasserspiegel bereits im April, ansonsten erst im Sommer 2023.