
Ersatzneubau Mythenquai 20/28 – Transformation Haus im Haus
Wo einst am Mythenquai das Mythenschloss stand, entsteht der Ersatzneubau Lake Mythenquai 20/28 der Swiss Re. Einzig die Schlitzwände und Aussenwände vom vorherigen Gebäude bleiben erhalten. Marti Zürich ist federführender ARGE-Partner für die Baumeisterarbeiten.
Es ist rund 100 Jahre her, als das ursprüngliche Mythenschloss als Wohnhaus an exklusiver Lage am Zürichsee gebaut wurde. Anfang 1980er Jahre wurde das in die Jahre gekommene Originalgebäude abgebrochen und durch ein Wohn- und Bürohaus ersetzt. Einzig die rekonstruierte neoklassizistische Fassade erinnerte noch an den schlossartigen Bau von einst. Vor einiger Zeit wurde klar: Auch die Zeiten des zweiten Gebäudes waren gezählt. Strukturelle Anspruchsänderungen und ein grosser Sanierungsbedarf machten einen Ersatzneubau unumgänglich.
So kam es, dass im Sommer 2020 mit dem Abbruch des alten Gebäudes gestartet wurde. Im Frühling 2021 waren alle Stockwerke über dem Erdgeschoss abgebrochen. Danach konnte mit dem komplexeren Abbruch der Untergeschosse begonnen werden. Herausfordernd deshalb, weil aufgrund des nahen Sees und des entsprechenden Grundwassers massive Kräfte auf die Baustelle unterhalb der Geländeoberkante einwirken. Das bedingte aufwändige Sicherungsmassnahmen, wie Grundwasserabsenkungen und die kreuzweise angeordneten Spriessungen. Bevor mit dem Abbruch der Untergeschosse also überhaupt erst gestartet werden konnte, mussten vorab rund 2 500 Tonnen Stahl eingebaut werden. Die Hülle des ursprünglichen Gebäudes unter Boden, genauer gesagt die Schlitz- und Aussenwände, können glücklicherweise für den Ersatzneubau wiederverwendet werden. Deshalb spricht man hier von der Haus im Haus-Methode.
Das Projekt ist aussergewöhnlich anspruchsvoll und komplex. Genau die Herausforderung, die mich reizt!
Einmal angekommen beim Fundament des ursprünglichen Gebäudes, haben die Bauleute die nächste hochkomplexe Aufgabe in Angriff genommen. Denn die bestehende Bodenplatte war eine Spriessplatte, die den hydrologischen Gegendruck gegen die Kräfte des Geländes gewährleistet hat. Hätte man diese Bodenplatte an einem Stück abgebaut, wäre die Grube entweder in sich zusammengefallen oder vom Zürichsee geflutet worden. Deshalb musste die bestehende Bodenplatte in einer schachbrettartig anmutenden Etappierung abgebrochen werden. Bei jedem dieser Fundament-Felder wurde die alte Bodenplatte entfernt und unmittelbar danach auf einem 60 cm tieferen Niveau wieder neu erstellt. Währenddessen hatten die alten und neuen Bodenplatten-Segmente permanenten Kontakt, denn nur so konnte die Spriesswirkung durchgehend gewährleistet werden. Die Realisation dieses Bauablaufes erfolgte nach einem hochkomplexen Drehbuch, festgelegt und akribisch berechnet vom Generalplaner-Team. Eine perfekte Orchestrierung für die höchste Sicherheit.
Mittlerweile sind die neue Bodenplatte sowie zwei der insgesamt vier Untergeschosse fertiggestellt und der Betonbau an den nächsten zwei Untergeschossen schreitet voran. Das Neubau-Projekt bleibt durch die Lage der Baustelle weiterhin herausfordernd. Der Bauperimeter ist durch vier Strassen eingekesselt, Platz ist Mangelware, Anlieferungen müssen just in time geplant werden. Den Mythenquai verbinden die meisten Leute mit Strandbad, See, flanieren und Erholung. Wir von Marti verbinden ihn mit einer höchst spannenden Baustelle.
Hard Facts
- SIA m³: 201 730 m³
- Beton: 36 042 m³
- Wandschalung: 34 525 m²
- Deckenschalung: 43 169 m²
- Armierung: 5 347 t
- Stahlbau: 2 150 t